Varka: Zunächst einmal habe ich gelesen, dass du Star Wars bereits 1978 im Kino gesehen hast. Was hat dich an dem Film am meisten beeindruckt?
Stefan: Seine visuelle Kraft. Star Wars zog mich von der ersten Minute an, als dieser Sternzerstörer scheinbar über unseren Köpfen ins Bild geflogen kam, in seinen Bann. Soetwas hatte ich - hatte noch niemand - jemals zuvor gesehen und erlebt.
V: Welcher ist dein Lieblingsfilm unter den Star Wars Filmen und warum?
S: Das Imperium schlägt zurück. Der Film hat eine erstklassige düstere Grundstimmung, brachte eines meiner Lieblingsmusikthemen hervor, den Imperial March, und hat gleich mehrere meiner absoluten Lieblingsszenen und -schauptätze: die Schlacht um Hoth, Cloud City und natürlich den Flug durch das Asteriodenfeld.
V: Was fasziniert dich generell an Star Wars?
S: Auch hier lautet die Antwort wieder: seine unendliche visuelle Kraft und die gigantische Vielfalt an Welten, Schauplätzen, Kostümen, Rassen, Fortbewegungsmittel... das Star Wars Universum ist unendlich groß, bietet soviel Raum für die eigene Kreativität, es ist einfach unglaublich.
V: Wie kam es zu deinem ersten Star Wars Bild? Hast du es eventuell noch?
S: Das weiß ich leider nicht mehr. Es gibt noch ein paar Bilder aus der Anfangszeit meiner Fanarts. Aber welches „das erste“ war, kann ich nicht mehr sagen.
V: Seit wann erstellst du Fanarts?
S: Eigentlich seit ich Star Wars kenne :) In den 1980zigen war ich in Mitglied in mehreren Fanclubs, in deren Clubzeitungen sogar einige meiner mit Blei- oder Filzstift gezeichneten Werke veröffentlicht wurden. Da mich nach dem Erscheinen von Die Rückkehr der Jedi-Ritter das langsam erwachende EU leider nicht in seinen Bann ziehen konnte, schlief auch mein Interesse an Star Wars und entsprechenden Fanarts ein. Erst vor rund 2 Jahren kehrten Fanarts in mein Blickfeld zurück.
V: Wie bist du auf die Idee gekommen fotografierte Figuren und digitale Malerei zu verbinden?
S: Die Sache entstand eigentlich aus einer Laune heraus. Mein Sohn, dessen große Star Wars-Begeisterung in mir nach Jahren der Abstinenz meine Liebe zur Saga wieder entfacht hatte, begann eines Tages damit, seine Lego-Modelle zu fotografieren. Ich schlug ihm vor, Schreibtischplatte und Teppich durch "richtige" Landschaften zu ersetzen und manipulierte für ihn die Bilder entsprechend am Computer. Kurz darauf entwickelte ich dann eigene Bildideen rund um die kleinen Männchen, die dann durch Hasbro-Figuren und andere Plasitkmodelle abgelöst wurden. Vermutlich steckt meine große Begeisterung für Matte-Paintings dahinter.
V: Fertigst du vorher Skizzen an, die du hinterher einscannst oder entstehen deine Werke direkt am PC?
Skizzen gibt es so gut wie keine und wenn doch, dann benötige ich sie nur zur ersten Visualisierung der Bildidee und für das Fotoshooting der Modelle. Die eigentlichen Bilder entstehen direkt am PC. Hierbei fertige ich zunächst schnelle digitale Konzeptskizzen an, um damit verschiedene Kompositionen auszutesten. Das eine oder andere digitale Bild dient mit dann wiederum als Ausgangsbasis für ein Ölgemälde.
V: Verwendest du noch andere Programme außer Photoshop?
S: Neben Photoshop kommt noch Corel Painter Essentials 3 zum Einsatz.
V: Man erhält den Eindruck, als würden diese Hasbro und Lego Figuren wirklich in diese Umgebung gehören. Welche Techniken verwendest du zum Erstellen deiner Bilder?
S: Das ist einfach eine geschickte Anwendung der Bildbearbeitungsprogramme, also von vielen verschiedenen digitalen Pinseln, wie z.B. Airbrush oder eine Sorte, mit der man Fell und Haare sehr gut malen kann, und Filter für Lichteffekte, Unschärfe, Farbkorrekturen und vieles mehr.
V: Gibt es einen Ablauf in welcher Reihenfolge bestimmte Arbeitsschritte bei jedem Bild abgearbeitet werden?
S: Ja, den gibt es. Am Anfang steht natürlich immer die Bildidee. Danach folgt das Fotografieren der Modelle, wobei ich hier gerne sozusagen "um die Bildidee herum" fotografiere, d.h. das Modell in verschiedenen Posen ablichte und aus verschiedenen Blickwinkeln heraus die Aufnahmen mache, um nacher am PC mehr Auswahlmöglichkeiten zu haben und um auf neue spontane Inspirationen reagieren zu können. Daran anschließend folgt die Recherche nach geeignetem Referenzmaterial für Wolken, Landschaften usw. und dann erst beginnt die eigentliche Arbeit am finalen Motiv.
V: Wie lange benötigst du ungefähr für die Fertigstellung eines Bildes?
S: Da ist sehr schwer zu beantworten, den es hängt ja von der Komplexizität des Motivs ab. Zudem muss man die Zeit für das Fotoshooting der Modelle und die Bilderrecherche für Hintergrundelemente dazurechnen, da sind 10 bis 12 Stunden für ein Composite weg wie nichts, manchmal noch mehr.
V: Auf deiner Flickr Seite habe ich gesehen, dass du auch Fotos deines Sohnes für neue Ideen verwendest. Sprichst du dich oft mit deinem Sohn ab wegen neuen Motiven? Wie entscheidest du, was du als nächstes malst?
S: Mein Sohn ist genau wie seine Schwester sehr kreativ. Er hat viele gute Ideen, die ich gerne aufgreife. Meist arbeiten wir aber unabhängig voneinander an unsere eigenen Projekten. Entscheidungen fallen immer spontan.
Und bevor du fragst, meine Tochter steht mehr auf Mangas und schreibt gerne Gedichte.
V: Die letzte Ausgabe vom Journal of the Whills war ein von dir gestaltetes Cover. Wie kam es dazu, dass du für den Fanclub ein Cover erstellt hast?
S: Das war die Ausgabe Nr. 56 und ich bin Robert Eiba, seines Zeichens Clubleiter und Chefredakteur, sehr dankbar dafür. Nun, bei einer Plauderei über alte Zeiten fiel natürlich auch das Stichwort Fanarts und ich stellte Robert meine Arbeiten vor, die ihm sehr gefielen. Zufällig war er zu dieser Zeit noch auf der Suche nach einem Covermotiv für das Journal zum Thema "Empire" und er fragte mich, ob ich nicht eine Idee hätte. Und die hatte ich ;) Aus mehreren Entwürfen entwickelte ich dann mit Robert zusammen die finale Bildidee.
V: Beschränkst du dich auf die Filme oder wird es von dir auch Werke aus dem Expanded Universe geben?
S: Definitiv! Ich kann mich zwar für manche Handlungsstränge des EU nicht wirklich begeistern und mein Schwerpunkt wird sicher bei den Filmen liegen, aber es gibt einfach einige super interessante Charaktere im EU, die ich gerne einmal malen möchte. Mara Jade natürlich, Großadmiral Thrawn, Darth Talon oder Juno Eclipse.
Meine erste Figur aus dem EU, genauer gesagt aus einem Comic über die Klonkriege (Für immer jung aus Klonkriege VI: Schlachtfelder) war Meisterin Tohno. Das Gemälde wurde übrigens als Backcover der Journalausgabe Nr. 57 veröffentlicht. Allerdings habe ich ihr Kostüm im Vergleich zur Vorlage noch nach eigenen Ideen sowie Anregungen von meiner Frau modifiziert. Ich schrecke also nicht davor zurück, meine persönlichen Vorstellungen in die Bilderwelt von Star Wars mit einfließen zu lassen. Ganz im Sinne von George Lucas, der einmal gesagt hat: "Es zählt zu den ursprünglichen Herausforderungen von Krieg der Sterne, Menschen dazu zu bringen, kreativ zu werden..."
V: Erstellst du auch für andere Fandoms außer Star Wars und Indiana Jones Bilder?
S: Ja, eigentlich zu allen Filmen oder Filmreihen, die mich begeistern, so z.B. Kampfstern Galactica, Alien, Herr der Ringe, Blade Runner oder auch Maschinen Krieger, eine japanische SciFi-Geschichte.
V: Auf deiner Picasa Seite habe ich gesehen, dass du auch Aktgemälde malst. Ist es schwieriger nackte Leute zu malen im Vergleich zu angezogenen?
S: Menschen an sich sind sehr schwierig, da wir eben eine sehr genaue Vorstellung der Proportionen haben, ob also ein Arm zu lang oder ein Kopf zu klein im Verhältnis zum Körper ist. Portraits gehören demzufolge zur Königsklasse, ein Strich an der falschen Stelle oder in der falschen Länge können einem Gesicht einen völlig anderen Ausdruck verleihen. Allerdings kommt es bei einem Portrait nicht auf die fotorealistische Wiedergabe der Physiognomie an, sondern auf die korrekte Präsentation der typischen Merkmale, welche den Charakter ausmachen.
Hierbei ist es vom Schwierigkeitsgrad her egal, ob es sich um einen Akt oder einen bekleideten Menschen handelt, jedenfalls für mich.
V: Malst du auch auf Auftrag?
S: Meine traditionellen Motive bereffend gibt es hier ein ganz klares Nein. Bei den Fanarts heißt die Antwort „jein“ :) Im Allgemeinen nehme ich keine Auftragsarbeiten an. Ich male ja nur in meiner spärlich vorhandenen Freizeit, und die soll dann mit Dingen gefüllt sein, an denen ich Spaß habe. Aber wenn ein Projekt, ein Angebot interessant genug für mich ist, werde ich es vermutlich nicht ausschlagen.
V: Hast du Idole/Vorbilder in der Kunst, die dich inspirieren?
S: Natürlich, jede Menge sogar ;) Großen allgemeinen Einfluss haben die Maler der "Brücke"-Bewegung und Gabriele Münter, aber auch Impressionisten wie Monet, Pissaro, Sisley und Renoir. Allen voran steht van Gogh!
Meine Vorbilder aus dem Bereich der SciFi- und Fantasymalerei heißen Frazetta, Vallejo, Achilleos, Royo, Whelan, Greg und Tim Hildebrandt, um nur mal einige wenige zu nennen. Und natürlich liebe ich die Arbeiten von Ralph McQuarrie, Doug Chiang und vielen anderen konzeptionellen Künstlern und Matte Paintern, wie z.B. Peter Ellenshaw, Michael Pangrazio und Chris Evans.
V: Im Namen des ganzen Teams von Star Wars Collectorbase danke ich dir für dieses Interview.
Einige Bildbeispiele:
Star Wars Bilder findet ihr hier